LA CÔTE, 05.06.2003

Nicolas Prost:
"Es wäre falsch, mich mit Papa zu vergleichen"



Interview: Denis Terrapon / Übersetzung: www.prostfan.com
(Mit freundlicher Genehmigung von Denis Terrapon)


Donnerstag, 15. Mai 2003. Nachdem er seine letzte Diplomprüfung fertiggestellt hat, startet eine Maschine mit Nicolas Prost an Bord im Flughafen von New York. Es ist zu jener Zeit zwei Uhr frühmorgens in Europa. Papa hat mich in Genf empfangen und wir sind direkt nach Dijon weitergereist, erinnert sich der ältere Sohn des vierfachen Formel 1-Weltmeisters Alain Prost. Ich musste am gleichen Tag die Tests für das Rennen am Wochenende fahren, welche zum zweiten Lauf der französischen Formel Campus Meisterschaft zählten. Die Rennen waren kurz für den 21-jährigen Mann aus Nyon.

Sie haben Ihre beiden Rennen im Burgund im Kies beendet. Gehen diese Ausfälle auf das Konto der Ermüdung aufgrund der Zeitverschiebung und der langen Reise?
Vielleicht. Meine Positionen auf der Startaufstellung waren weit hinten (17 und 10). Ich hatte einen Teil meines Rückstandes aufgeholt, aber ich wurde am Samstag abgeschossen. Am Sonntag machte ich dann einen Fehler in einer Kurve, die mit 150 km/h geht. Der Regen hatte die Piste rutschig gemacht. Der Unterschied zwischen einem guten oder durchschnittlichen Piloten misst sich in Zehntelsekunden, es ist also überaus wichtig zu attackieren. Besonders wenn man jung ist, denn man kann seine Grenzen nicht finden, indem man unter seinem Potential bleibt. Das ist der Grund, weswegen ich diese Ausfälle nicht als Misserfolge betrachte. Es ist besser, manchmal in die Top 5 vorzukommen, als dauernd Ehrenplätze zu sammeln.

Der Unfall, von welchem Sie im Jahre 1990 das Opfer waren (der Wagen seiner Mutter Anne-Marie wurde von einem Zug erfasst und 30 Meter weit mitgezogen) hat Sie offensichtlich nicht abgekühlt?
Überhaupt nicht! Ich hatte übrigens zu jenem Zeitpunkt nichts bemerkt. Ich wurde eher abgekühlt nach einem Fausthieb während eines Eishockeyspiels in der Schule.

Wie sehen Sie Ihren Beginn im Rennsport?
Ich kenne von nun an meine Qualitäten und meine Schwächen. Meine mangelnde Erfahrung erweist sich wichtiger als vorgesehen. Ich verwaltete die Rennen von Nogaro besser. Was das Fahren betrifft, war ich in Dijon besser. Auf der Zeitenjagd schnell zu sein ist das Eine, schnell zu fahren, gegen die Gegner schnell zu fahren, ist das Andere.

Diese Stufe der französischen Autosport-Föderation war also ein gezwungener Übergang…
Das ist heute eine Überzeugung, da die psychologische Einbettung ideal ist, und das ist ein Gebiet, auf dem ich Fortschritte erzielen muss. Man erhält sofort Vertrauen, und die Bildungskonzepte erweisen sich als gut ausgearbeitet. Ich beabsichtigte zuerst, mein Lehrjahr direkt in der Formel Renault zu absolvieren, aber ich hätte schwer gefunden im ersten Jahr meine Zeichen zu setzen.

In Go-Kart Rennen stark geworden, konnte Ihr Vater Alain seine Karriere in dieser Kategorie beginnen. Vergleicht man Sie bereits mit ihm?
Noch nicht… Ist dies überhaupt möglich? Unsere Profile, die Wagen und die Zeitalter unterscheiden sich. Erinnern Sie sich auch daran, dass seine "Lehre" Zeit in Anspruch genommen hat. Das würde mich stören, wenn man mir dauernd sagen würde, dass er stärker war. Andererseits amüsieren mich die Anspielungen, die auf unseren Gewohnheiten gemacht wurden (beide neigen dazu, die Fingernägel zu kauen!) und unsere gemeinsamen physischen Züge.

Sie wünschen nicht, dass Ihr Vater Sie an der Rennstrecke besucht. Warum?
Ich erhalte Antworten auf meine Fragen im Paddock, sein Ratschläge zu erhalten ist wertvoll, besonders was das Konzept der Rennen betrifft. Seines Erachtens geht bei mir alles über den Kopf. Ich versuche tatsächlich zu begreifen, indem ich lerne. In seiner Anwesenheit will ich es besonders gut machen, und ich bin nicht mehr verunsichert nicht mehr früher wie. Aber der Aufruhr, den er verursacht löst bei den Anderen Verlegenheit aus. Und ich will, dass meine Konkurrenten in Ruhe arbeiten können.

Ihre Eltern haben Sie lange gebremst, um Sie vom Milieu weg zu halten, Ihre Gesundheit zu erhalten und damit Sie Ihr Studium bevorzugen. Bedauern Sie dies?
Nein. Das war ebenfalls eine Möglichkeit, meinen Willen zu testen, da man sich nicht zur Hälfte in diesem besonderen Sport investieren sollte. Sie machen es ebenso mit meinem jüngeren Bruder Sacha. Mein Bruder und ich erhielten immer die Erlaubnis, Go-Kart und auf Pisten zu fahren, wenn wir es verlangten. Sicherlich habe ich einen Rückstand aufzuholen, aber dieser ist nicht unüberwindbar. Einige Kinder von Weltmeistern die sich einen Vornamen machten, haben früh begonnen (Lauda, Rosberg, Piquet…). Andere (Hill, Villeneuve…) ziemlich spät. Der Altersfaktor ist mit dem Räikkönen-Phänomen übertrieben worden. Das Talent von Kimi stellt in Wirklichkeit die Ausnahme dar. Nehmen Sie Ralf Schumacher, Trulli, Coulthard oder Fisichella! Sie sind alle super begabt, aber im Moment kann man nicht sagen, dass Sie aus dem Stoff gemacht sind, aus dem Weltmeister gemacht werden. Sie sind jedoch jünger in die F1 gekommen als viel versprechende Fahrer wie Webber oder Da Matta. In den Vereinigten Staaten habe ich Letzteren in der CART-Meisterschaft verfolgt, welche er im Jahre 2002 gewonnen hatte. Ich mag seine Persönlichkeit sehr. Obwohl er 29 Jahre alt ist, kann er noch acht Jahre Erfolge vor sich haben. In der Tat ist es mehr der Druck des Ergebnisses als das Gewicht der Jahre, das einem verbraucht und zum Rücktritt zwingt.

Welches ist der Ursprung Ihrer erstaunlichen Reife?
Meine extrasportiven Aktivitäten. Ohne gewisse Rückschläge läuft man mit erhobenem Kopf durch die Gegend und man bemerkt nicht, dass die praktizierte Disziplin über die reine Leistung hinausgeht. Geistige und physische Ausgeglichenheit ist nützlich. Michael Schumacher hat dies begriffen. Neben seinen angeborenen Qualitäten konnte er eine Umgebung aufbauen, die für den Sieg günstig ist, ohne alles zu überstürzen. Als er im 1996 zu Ferrari gekommen ist, wusste Schumacher dass er in jener Saison den WM-Titel nicht gewinnen wird. Er ist immer stärker und fast unbesiegbar geworden. Ein Beispiel!

Ist dies das einzige dauerhafte Erfolgsrezept?
Ich denke, ja. Es wird jedenfalls meines sein. Momentan bin ich auf dem achten Platz im Gesamtklassement, aber ich setze keine präzisen Ziele. Es kann alles passieren. Sollte ich bei meinen nächsten vier Rennen zu Aufgabe gezwungen sein und die zwei folgenden Rennen gewinne, werde ich überhaupt nicht enttäuscht sein. Der Teammanager eines Rennstalls hat mir gesagt, dass das Wesentliche darin bestehe, sich seiner Fehler bewusst zu werden, um sie nicht erneut zu begehen.

Interview: Denis Terrapon



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